Tempi in Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550
Vorige Woche hatte ich das große Vergnügen, Mozarts „große“ g-Moll-Sinfonie KV 550 aufzuführen. Beim Vorbereiten, Proben und Aufführen dieses Werkes ist die Frage der gewählten Tempi fast noch dringlicher als anderswo in der Musik der Klassik und besonder ...
Genies nachzuahmen macht nicht genial. Exzentriker nachzuahmen macht nicht exzentrisch. (Vielleicht ist es sogar ein Hauptkennzeichen von Genies und Exzentrikern, niemanden nachzuahmen.) Andererseits: Niemanden nachzuahmen macht allein auch nicht genial.
Genies, Exzentriker und Epigonen
Eine wahre Geschichte
Man stelle sich das folgende vor: Da gibt es einen weltberühmten Musiker, der in einer nicht unbekannten Stadt vor seinem nicht sonderlich späten Tod aus Intrigen seine Stellung als Operndirektor verliert, aber gleich nach seinem Tod von der selben Stadt ...
Ein Versuch, die unbeantwortbare Frage einzukreisen: Ein Miteinander Erleben – Erfühlen – Erforschen – Erhorchen – Atmen – Leben – Denken Gleiche Zielrichtung ohne Gleichmacherei Auf emotionaler Ebene: Freude erleben – Schlimmes erträglich machen – Katharsis
„no doubt pleasant are the teares which Musicke weepes.“ (John Dowland)Die große Frage: Warum sind in der Musik positive Emotionen unmittelbar erlebbar, negative aber werden verwandelt?
Was ist Musik?
Der musikalische Stil, den wir vereinfachend „Wiener Klassik“ nennen, hat nichts mit einem klassizistischen Einhalten oft willkürlicher Regeln zu tun, sondern, besonders auf formalem Gebiet, immer mit einem kunstvollen Spiel mit der dem gebildeten Publikum vertrauten Konvention, mit der Überraschung, und auch – ein Schritt weiter – mit dem Unvorhersehbarmachen des an sich Regelmäßigen.
Wiener Klassik
Natürlich kann sich niemand gleich gut mit allem beschäftigen. Man sollte aber z. B. im Zeitalter der ständigen Verfügbarkeit aller Arten von Musik nicht Händel spielen, ohne sich mit Schostakowitsch auseinandergesetzt zu haben; keine neueste Musik aufführen, ohne die älteste reflektiert zu haben. Denn die Verfügbarkeit ist auch eine Verpflichtung zu weitem Blickwinkel – sonst besteht die Gefahr eines Verlorengehens im Detail, eines Versinkens in Belanglosem, einer Auflösung in Belanglosigkeit durch Überspezialisierung. Die wirkliche Chance unserer Zeit heißt aber: Spezialisierung auf Gesamtschau. Es gibt kaum beglückenderes, als die Gemeinsamkeiten von Dowland und Brahms aufzuspüren, die Unvereinbarkeiten von Bruckner und Schostakowitsch, die Gemeinsamkeiten und Unvereinbarkeiten von Josquin und Messiaen.
Spezialisten
Es ist leicht einzusehen, dass "Des Kaisers Neue Kleider" nur ein Märchen ist. In Wirklichkeit hätte dem Kind, das die Wahrheit sagt, niemand geglaubt - und es wäre mit "das verstehst du nicht" abgespeist worden.
Ein Märchen
Man darf beim Entwickeln einer Interpretation nicht vergessen, daß früher nicht historische Beschäftigungen mit einem bestimmten Stil ausschlaggebend waren, sondern das lebendige Erleben. Historisches Informiertsein ist nicht der Zweck des Musikmachens und kann keine Bewertungskategorie sein. Das heißt aber nicht, daß heute jene historische Beschäftigung unwichtig wäre. - Im Gegenteil: Sie ist notwendig, um das lebendige Erleben der Kultur einer vergangenen Zeit nachvollziehen zu können und unserer Zeit erst einen Zugang zu schaffen, der weder museal noch akademisch ist. Dieses scheinbare Paradoxon, diese Spannung aber ist der Preis des Nachgeborenseins und der Freiheit, aus 1000 Jahren Musikgeschichte wählen zu können.
Aufführungspraxis
Beim Umgang mit Kunst sollte es nicht so sehr auf die Bücher ankommen, die man vorher gelesen haben muß, als auf die, die man nachher lesen möchte.