Tempi in Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550
Vorige Woche hatte ich das große Vergnügen, Mozarts „große“ g-Moll-Sinfonie KV 550 aufzuführen. Beim Vorbereiten, Proben und Aufführen dieses Werkes ist die Frage der gewählten Tempi fast noch dringlicher als anderswo in der Musik der Klassik und besonder ...
Schuberts Streichquartett d-Moll D. 810 „Der Tod und das Mädchen“ in Mahlers Streichorchester-Fassung
Da schreibt einer: Kennen Sie lustige Musik? Ich nicht. Oder: Da wurden die Brüder sehr fröhlich. Ich aber war traurig. Oder: Und zum zweiten Male wandte ich meine Schritte und mit einem Herzen voll unendlicher Liebe für die, welche sie verschmähten, wand ...
Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll
Robert Schumann im Jahre 1853: „Ich dachte, es würde und müsse einmal plötzlich einer erscheinen, der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen berufen wäre . Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden W ...
Beethovens Tempodisposition in der Fünften Sinfonie op. 67
Die Sätze der fünften Sinfonie haben die Tempobezeichnungen Allegro con brio (Halbe = 108) Andante con moto (Achtel = 92) – più moto (Achtel = 116) – Tempo I Allegro (Punktierte Halbe = 96) Allegro (Halbe = 84) – Tempo I (des 3. Satzes, Punktierte ...
Eine wahre Geschichte
Man stelle sich das folgende vor: Da gibt es einen weltberühmten Musiker, der in einer nicht unbekannten Stadt vor seinem nicht sonderlich späten Tod aus Intrigen seine Stellung als Operndirektor verliert, aber gleich nach seinem Tod von der selben Stadt ...
Ein Versuch, die unbeantwortbare Frage einzukreisen: Ein Miteinander Erleben – Erfühlen – Erforschen – Erhorchen – Atmen – Leben – Denken Gleiche Zielrichtung ohne Gleichmacherei Auf emotionaler Ebene: Freude erleben – Schlimmes erträglich machen – Katharsis
„no doubt pleasant are the teares which Musicke weepes.“ (John Dowland)Die große Frage: Warum sind in der Musik positive Emotionen unmittelbar erlebbar, negative aber werden verwandelt?
Was ist Musik?
Die Vierte Bruckner
Die Vierte Sinfonie von Anton Bruckner ist mit der Dritten diejenige seiner Sinfonien, zu der das Problem der Fassungen besonders komplex ist - es sind bis zu sieben authentische Fassungen nachgewiesen worden; drei Hauptfassungen liegen ediert vor – die E ...
Natürlich kann sich niemand gleich gut mit allem beschäftigen. Man sollte aber z. B. im Zeitalter der ständigen Verfügbarkeit aller Arten von Musik nicht Händel spielen, ohne sich mit Schostakowitsch auseinandergesetzt zu haben; keine neueste Musik aufführen, ohne die älteste reflektiert zu haben. Denn die Verfügbarkeit ist auch eine Verpflichtung zu weitem Blickwinkel – sonst besteht die Gefahr eines Verlorengehens im Detail, eines Versinkens in Belanglosem, einer Auflösung in Belanglosigkeit durch Überspezialisierung. Die wirkliche Chance unserer Zeit heißt aber: Spezialisierung auf Gesamtschau. Es gibt kaum beglückenderes, als die Gemeinsamkeiten von Dowland und Brahms aufzuspüren, die Unvereinbarkeiten von Bruckner und Schostakowitsch, die Gemeinsamkeiten und Unvereinbarkeiten von Josquin und Messiaen.
Spezialisten
Man darf beim Entwickeln einer Interpretation nicht vergessen, daß früher nicht historische Beschäftigungen mit einem bestimmten Stil ausschlaggebend waren, sondern das lebendige Erleben. Historisches Informiertsein ist nicht der Zweck des Musikmachens und kann keine Bewertungskategorie sein. Das heißt aber nicht, daß heute jene historische Beschäftigung unwichtig wäre. - Im Gegenteil: Sie ist notwendig, um das lebendige Erleben der Kultur einer vergangenen Zeit nachvollziehen zu können und unserer Zeit erst einen Zugang zu schaffen, der weder museal noch akademisch ist. Dieses scheinbare Paradoxon, diese Spannung aber ist der Preis des Nachgeborenseins und der Freiheit, aus 1000 Jahren Musikgeschichte wählen zu können.
Aufführungspraxis
Es sollte nicht um „Richtig/Falsch“ gehen, sondern um „Wahr/Falsch“. Wahrhaftiges Musikmachen bedingt völlige Öffnung. Das macht verletzlich. Eine Folge der menschlich verständlichen Vermeidung dieser Verwundbarkeit im täglichen Betrieb ist die Substituierung von „Richtig/Falsch“, einem Scheinkriterium – einem mechanistischen Denken, das eine technische Voraussetzung zum Ziel erklärt und grundlegend das vormals über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende gleiche Ziel jeglicher Musikausübung verfälscht.